top of page

Kompatibilität in Beziehungen

Hallo und herzlich willkommen zu Beziehungs-Mindset, deiner Podcast-Inspiration für gute Beziehungen, Kommunikation, persönliche Entwicklung und wie noch mehr Lebensglück aus deinen Beziehungen ziehst. Mein Name ist Dr. Daniel Köpke und in der letzten Folge ging es ja um Kompatibilität, und was eigentlich Menschen ausmacht, die mit besonders vielen Menschen können, und was und wie man von denen noch was lernen kann.


Eine Antwort, die ich dir noch schuldig bin und um die es in dieser Podcast-Folge gehen soll, ist die Antwort auf die Frage: „woran erkenne ich bei einem konkreten Menschen, ob er für eine Beziehung zu mir passt?“. Und natürlich ist das eine unglaublich komplexe Frage, die zu formulieren mir nicht so ganz leichtfällt. Wahrscheinlich sogar die komplexeste Frage, die ich je in diesem Podcast beantwortet habe. Ich will dir trotzdem versuchen, die präziseste und hoffentlich hilfreichste Antwort darauf zu geben, die ich im Augenblick formulieren kann. Viel Spaß


Woran man Kompatibilität nicht erkennt


Lass uns mal mit ein paar Ansätzen und Perspektiven starten, von denen meiner Beobachtung nach Leute oft glauben, dass man daran Kompatibilität erkennt, wo ich aber sagen – na so einfach ist das glaube ich dann doch nicht. Beispielsweise, dass du das ausschließlich an eigenen Gefühlen erkennt. Dass der Organismus viel weiser und ganzheitlicher in der Lage ist zu checken ob ein Mensch zu dir kompatibel ist als man das vom Kopf her je könnte. Dass man seinem Bauchgefühl vertrauen sollte, und seinem Impuls, wenn man zum Beispiel verliebt bist, einfach folgen sollte. Dass du es schon – zum Beispiel an den Schmetterlingen im Bauch – spürst, wenn es passt. Und wenn du älter als 15 bist und mindestens schonmal einmal eine Enttäuschung in Liebesdingen in deinem Leben erlebt hast, weißt du sicher auch: Verliebtheitsgefühle allein sind kein besonders guter Indikator um vorauszusagen, ob ein Mensch gut zu dir passt.


Wenn ich mal so an meine erste große Liebe zurückdenke… Gott war ich verliebt. Sie war aus einer Nachbarstadt und wir haben uns bei so einer Art Dorffest kennengelernt. Sie war voll die extrovertierte, gebildete Partymaus – super beliebt bei allen ihren Klassenkameraden und ich war eher so der schüchterne, introvertierte Nerd – gerade mal ein paar Freunde…


Überhaupt war sie in so vielen Dingen so krass anders als ich: Sie wollte am liebsten ganz viel Reisen und die Welt entdecken. Und ich war ein introvertierter Heimscheißer ohne große Ziele, ohne viel Begeisterung. Sie hat Kafka und Brecht und hat die große Weltliteratur gelesen und ich war dann doch eher der Typ chemische Formeln und Kurvendiskussionen. Sie war politisch mega engagiert, mit linken Demos und so… Ich fand da Computerspiele irgendwie deutlich spannender.


Charakterlich hätten wir unpassender eigentlich kaum sein können. Und doch waren wir einfach krass ineinander verliebt. Aber diese Verliebtheit konnte leider auch nicht verhindern, dass wir uns 2 Jahre später dann doch getrennt haben – und für mich eine riesige Welt zusammengebrochen ist.


Ein Satz in Sachen Liebe, habe ich von Osho mal ein Zitat gehört, das die Sache für mich auf den Punkt bringt. Er sagt: „Die Christen nennen es Liebe. Die Buddhisten nennen es Anhaftung.“ Und ja es stimmt… Was in dem einen Weltbild das höchste, erstrebenswerteste und wichtigste Ziel im Leben ist, ist in dem anderen Weltbild die größte Todsünde und Quelle allen Leidens.


Und lass mich hier an dieser Stelle bitte betonen, dass beide Perspektiven für mich ein Element der Wahrheit haben. Ich bin nicht für eine Beziehung ohne Liebe. Ich finde Liebe wichtig und auch wenn das jetzt vielleicht ein bisschen unromantisch klingt – sie erfüllt in einer romantischen Beziehung eine wichtige Funktion. Sie aber als alleiniges Kriterium zu haben, um mich für oder gegen eine Beziehung zu einem Menschen zu entscheiden, halte ich für töricht.


Denn ja, Verliebtheitsgefühle können bedeuten, dass 2 Menschen z.B. genetisch-biologisch auf eine Art kompatibel sind, die man rational niemals erfassen kann. Verliebtheitsgefühle können aber auch bedeuten, dass da gerade ein fetter Projektionsmechanismus zugange ist, bei dem die andere Person eine Eigenschaft verkörpert, die man für wichtig und sinnvoll hältst, aber glaubt niemals selbst entwickeln zu können.


Wie bei meiner ersten großen Liebe. Sie hat ein Maß an Sozialkompetenz und Leidenschaft ausgestrahlt, das ich dachte niemals selbst entwickeln zu können. Und statt mich auf den langen, beschwerlichen Weg zu machen, diese Eigenschaften irgendwann auch in meine Persönlichkeit integrieren zu können, hab ich versucht, die vermeintliche Abkürzung zu nehmen und mich lieber versucht, mit ihrer Gesellschaft zu schmücken und so eine Art Pseudoleidenschaft und Pseudosozialkompetenz zu entwickeln.


Und anders herum war es genauso. Ich glaube, sie hat in mir ein Maß an Ausgeglichenheit und emotionaler Stabilität gesehen, das für sie selbst unerreichbar gewirkt hat. Das dumme war nur: Wenn wir zusammen waren, hat es sich zwar so angefühlt als wären wir – in meinem Fall leidenschaftlicher und in ihrem Fall emotional stabiler. Aber es war immer noch die Energie des Anderen.


Wie man aus so einer Projektion wieder raus kommt, ist nochmal eine andere Geschichte. Für den Augenblick will ich damit nur veranschaulichen, dass Verliebtheit eben nicht nur ein Zeichen für Kompatibilität sein muss. Sondern dass sie auch ein Anzeichen für einen mächtigen Projektionsmechanismus sein kann, der Tür und Tor für Mechanismen potenziell toxischer Abhängigkeit liefern kann. Als einziges Anzeigekriterium für Kompatibilität ist sie auf jeden Fall ungeeignet.


Also lieber völlig rational?


Aber auch einen rein rationalen Zugang zum Thema Kompatibilität halte ich für ungeeignet. Ich kenne ziemlich viele Menschen, die ein unglaublich konkretes Bild von einem möglichen Partner oder Partnerin haben und komischerweise seit vielen Jahren Single sind. Also bitte mindestens 1,83. Gerne auch 1,835, aber auf keinen Fall 1,82… Das ist einfach nicht dasselbe. Im Job erfolgreich, aber bitte nicht so, dass er keine Zeit für mich hat. Also so ein CEO mit Homeoffice oder so. Auf jeden Fall sportlich und mit Sixpack, da soll er aber bitte nicht stolz drauf sein und mir ein schlechtes Gewissen mit machen. Also Joggen gerne, aber nur weil er die Natur liegt und nicht wegen der Kalorien. Ex-Partnerinnen darf es geben, aber die leben bitte inzwischen auf einem anderen Kontinent, sind längst selbst wieder vergeben, und auf gar keinen Fall dürfen die Instagram haben. Und Spiritualität ist auch wichtig. Er soll schon meditieren, aber bitte ironisch. Er glaube ans Universum, soll aber bitte immer pünktlich die Miete überweisen. Und natürlich spielt wer Gitarre am Lagerfeuer. Aber nur Songs die ich kenne und mag. Und auf gar keinen Fall Wonderwall!


Warum machen Menschen sowas? Warum setzen sie sich so offensichtlich unerfüllbare Kriterien, eine Beziehung einzugehen? Naja, da kann ich auch nur mutmaßen. Natürlich kann es sein, dass solche Menschen in früheren Beziehungen häufig und extrem verletzt wurden und aus Angst wieder verletzt zu werden jetzt einfach hohe Anforderungen haben.

Eventuell haben sie aber auch andere gute Gründe keine Beziehung eingehen zu wollen - hohe berufliche Ziele, eine echt coole Vision im Leben und deswegen einfach keine Zeit für eine Beziehung – fühlen sich aber gesellschaftlich unter Druck gesetzt, in einer Beziehung sein zu müssen.


Vielleicht steht dahinter auch die Vorstellung, dass je besser ich weiß, was ich will, desto bessere Beziehungen führe ich. Vielleicht steckt dahinter eine tiefe Sehnsucht, endlich einmal bedingungslos angenommen und geliebt zu sein. Einfach so sein zu können wie sie sind, vollkommen authentisch sie selbst zu sein. Oder aber diese Menschen machen gewissermaßen ihren Selbstwert daran fest, mit was für Menschen sie eine Beziehung führen.


Also einfach keine Ansprüche haben?


Was auch immer dahinter steckt - Dass man mit einer Anforderungsliste von 2483 Punkten keinen Partner findet, liegt denke ich auf der Hand. Schon rein statistisch ist das ja irgendwann unmöglich. Aber was machst du denn, wenn du jetzt feststellst, dass deine Anforderungen faktisch unerfüllbar sind? Dich mit weniger zufrieden geben und einfach jeden dahergelaufenen Trottel in dein Leben lassen? Nein, ganz sicher nicht.


Deine Vorstellungen und Anforderungen an Partnerschaft sind wichtig! Egal ob es Äußerlichkeiten, Charaktereigenschafen, Beziehungsdynamiken oder gemeinsame Aktivitäten hast, die du da vor Augen hast – es sind deine Anforderungen und die solltest du nicht infrage stellen. Infrage stellen solltest du in meiner Welt dagegen den Zeitpunkt, an dem diese Anforderungen erfüllt sein müssen.


Wenn du diese Anforderungliste als Wunschliste ans Christkind betrachtest, und jeder der auch nur einen Punkt nicht erfüllt, ist raus aus dem Spiel, wirst du vermutlich noch ziemlich lange nach einem Partner oder einer Partnerin suchen. Ich glaube, dass kein Mensch auf dieser Erde alle deine Vorstellungen im Bezug auf Nähe und Distanz, auf Vorstellungen wie und worüber ihr kommuniziert, darüber wie viel Öffnung und wie viel Privatsphäre es in eurer Beziehung gibt, auf körperliche Anziehung und Leidenschaft und wie ihr euer Schlafzimmer-Leben gestaltet oder was auch immer du da im Kopf hast. Ich glaube, dass kein Mensch all diese Anforderungen von der ersten Sekunde an in der Beziehung erfüllen kann oder gar muss.


Viel mehr solltest du diese Vorstellungen einer guten Beziehung, als ein Zielbild für eine gemeinsame Zukunft verstehen, das euch wie ein Navigationssystem eine Orientierung für Entscheidungen und für die Entwicklung eurer Beziehung liefert.


Deine ideale Beziehungs-Zukunft


Ach, und weißt du was? Lass uns doch gleich mal als eine kleine Meditation machen. Du musst dafür nicht besonders sitzen oder liegen, du musst auch nicht deine Augen schließen – sorg einfach nur dafür, dass du für ein paar Minuten ungestört bist und dass du zumindest kurz deine volle Aufmerksamkeit auf die Fragen richten kannst, die ich dir gleich stellen werde. Oder viel mehr vielmehr auf die inneren Bilder und Gefühle, die dein Geist auf diese Fragen hin hervorrufen wird.


Lass uns gemeinsam einmal in eine hypothetische Zukunft reisen. Stell dir mal vor, du hättest den perfekten Partner, die perfekte Partnerin kennengelernt. Vielleicht lernst du ihn morgen kennen, vielleicht in einer Woche, einem Monat, einem Jahr, vielleicht kennst du diesen Menschen auch schon längst.


Aber reise in deiner Vorstellung mal in eine Zeit, in der ihr euch schon eine ganze Weile kennt. Vielleicht ein halbes Jahr, ein Jahr, 3 Jahre oder 5 – was auch immer sich richtig für dich anfühlt… Und tu mal so als könntest du wahrsagen. Als könntest du Mäuschen spielen in dieser Zukunft. Und mach dir klar: ihr führt eine richtig gute Beziehung. Also so richtig die beste Version einer Beziehung die du je geführt hast. Erlaub dir mal „Wünsch dir was“.


Und beobachte einmal ganz still und heimlich, wie ihr miteinander umgeht. Wie redet ihr miteinander? Seid ihr viel allein zu zweit oder mehr in Gruppen unterwegs? Wie viel Platz für individuelle Me-Time gibt es bei euch? Wie gestaltet ihr euren Alltag wenn alles optimal läuft? Verbringt ihr viel Zeit mit gemeinsamen Hobbies, einem gemeinsamen Freundeskreis, auf Reisen? Gibt es ein gemeinsames berufliches Projekt? Ein gemeinsames Haus oder eine gemeinsame Wohnung? Ein Haustier? Ein Kind?


Wie fühlt es sich an, Zeit mit deinem Partner, deiner Partnerin zu verbringen? Wie viel Vertrauen, Entspannung und wie viel Sicherheit gibt es in eurer Beziehung? Und wie viel Aufregung, Nervenkitzel und Leidenschaft ist da noch? Wie gestaltet ihr eure Intimität?


Wie viel Sex habt ihr? Und klar ist der gut. Aber auf welche Art genau ist der eigentlich gut? Was gefällt dir am besten an eurem Sexleben? Aber auch mal unabhängig vom Sex – gibt es intime Momente, in denen du dich deinem Partnerin / deinem Partner gegenüber voll und ganz öffnen kannst? Und er oder sie sich? Wie fühlt es sich an, gehört zu werden, gesehen, verstanden, akzeptiert, unterstützt, geliebt? Und wie fühlt es sich an, deinem Partner, deiner Partnerin dieses Geschenk zu machen? Habt ihr Rituale und Gewohnheiten, immer wieder solche besonderen Momente in eurer Beziehung zu schaffen?


Aber auch neben den besonderen Momenten – wie ist eure Beziehung so im Alltag? Wie steht es um eure Gesundheit? Habt ihr gemeinsame Hobbies und Interessen in diesem Bereich? Wie steht es um eure Finanzen? Gibt es einen Hauptverdiener oder beteiligt ihr euch gleichermaßen? Gibt es so etwas wie ein gemeinsames Konto, oder behält jeder diesen Bereich für sich? Spart ihr auf etwas gemeinsames? Habt ihr eine gemeinsame Bucket-List – Aktivitäten, die ihr euch finanzieren wollt? Eine bestimmte Reise, eine bestimmte Aktivität?


Wie nehmen andere Menschen euch und eure Beziehung wahr? Wie sehen euch eure Familie? Freunde? Arbeitskollegen? Wie redet man über euch? Was denken andere über euch? Welche anderen Aspekte eurer Beziehung fallen dir noch auf? Was macht eure Beziehung noch besonders?


Und wenn du jetzt ein ungefähres Bild und ein ungefähres Gefühl davon hast, wie diese zukünftige Beziehung sein könnte: dann blicke mal einmal zurück auf dein jüngeres Ich, das da vor ein paar Jahren so eine kurze Meditation in einem Podcast gemacht hat. Und aus der Zukunft heraus schau dir dieses Ich mal an und nimm mal Kontakt mit ihm auf. Vielleicht gibt es eine Botschaft, einen Ratschlag, den du ihm mitgeben möchtest. Vielleicht kannst du es auch gar nicht in Worte fassen.


Vielleicht reicht ein freundlicher, zuversichtlicher Blick, ein Lächeln, ein Nicken. Oder vielleicht ist es auch ein ganz besonderes Gefühl, das du ihm vermitteln möchtest. Es muss nicht einmal etwas mit dem zu tun haben, das du gerade hier in der Zukunft erlebt und erfahren hast. Aber es ist ein ganz intimer Moment nur zwischen dir und deinem gegenwärtigen Selbst, in dem ihr die notwendigen Informationen auf geeignete Art und Weise austauscht.


Und wenn alles gesagt wurde was zu sagen war. Gefühlt wurde was zu fühlen ist. Wenn alles Notwendige erledigt ist, dann kannst du ganz langsam, in deinem Tempo in die Gegenwart zurückkommen und mit einem Lächeln im Gesicht, vielleicht sogar mit einem leichten Anflug von Dankbarkeit in die Gegenwart zurückkommen und die Erfahrung integrieren. Kannst dich ein bisschen bewegen, vielleicht auch strecken. Und ins Hier und Jetzt zurückkommen.


Wie du diese Idee in deine Beziehungen einbringst

 

Ich empfehle ja sehr, dieses Zukunfts-Spiel schon in einer frühen Phase der Beziehung, und im Grunde immer wieder. Vielleicht sogar in einem der ersten Dates mit einem potentiellen Partner oder Partnerin gemeinsam zu spielen. Denn ich bin davon überzeugt – je besser es euch gelingt, einander für die eigene Zukunft zu begeistern – oder vielmehr: Je besser es euch gelingt, ein Zukunftsszenario zu kreieren, das für euch beide gleichermaßen attraktiv ist, desto kompatibler seid ihr in meiner Welt für eine Beziehung.



Ob die Details eurer gemeinsamen Zukunft überwiegend von dir oder von der anderen Person kommen oder ob ihr sie zu gleichen Teilen gemeinsam gestaltet, halte ich dabei sogar für zweitrangig. Wichtiger ist es, dass es euch gemeinsam gelingt, ein Zukunfts-Bild zu kreieren, das euch gewissermaßen beide aus dem Stuhl reißt und ihr es im Grunde kaum erwarten könnt, loszulegen.


Das heißt nicht, dass nur weil du eine Weltreise planst, dein Partner oder deine Partnerin das von vornherein auch planen muss. Aber wenn das der wichtigste Punkt ist, den du in den nächsten Jahren erleben willst und dein Gegenüber reagiert mit: „Mich kriegen keine 10 Pferde ins Ausland“, dann könnte das für ziemliche Spannungen in der Beziehung führen.


Vielleicht sagt es aber auch: „Hm, so wie du es beschreibst, klingt das ziemlich spannend… Erzähl mir mehr!“ Und wer weiß – vielleicht hat dein Gegenüber ja auch Ideen für die Gestaltung eurer gemeinsamen Zukunft, an die du im Traum noch nicht gedacht hast… Vielleicht inspiriert dich die andere Person dazu, eine große Party für euren gemeinsamen Freundeskreis als gemeinsames Gastgeber-Paar zu geben. Oder sie begeistert dich für nächtelange philosophische Gespräche mit Blick auf den Sternenhimmel. Oder sie bringt dich doch dazu, aus deiner Komfortzone herauszuwachsen und einen Fallschirmsprung zu wagen.


Kompatibilität ist für mich keine Frage der Gefühle. Und auch keine Frage eines Match-Faktors in irgendeinem psychologischen Modell. Kompatibilität ist für mich vielfach eine Frage der Kreativität, die eigenen Wünsche und Grenzen mit den Wünschen und Grenzen des anderen in Übereinstimmung zu bringen.


Und das klappt normalerweise wesentlich besser mit Menschen, mit denen wir uns verbunden fühlen. Mit denen wir uns wohl fühlen. Menschen, in deren Gegenwart sich unser Nervensystem entspannt, und in deren Gegenwart es uns leicht fällt, über unsere Träume, Wünsche und Hoffnungen zu sprechen.


Verliebtheit kann hierfür durchaus förderlich sein. Denn die meisten Menschen sind wesentlich offener für die Pläne, Träume und Ziele eines Menschen für den sie schwärmen als die Pläne, Träume und Ziele von Menschen, die sie nicht einmal richtig mögen. Aber – ich weiß nicht wie es dir geht – aber für mich ist durchaus denkbar, dass ein anderer Mensch sich in meiner Zukunft sieht, und Lust hat sich daran zu beteiligen, auch ohne dass er zittrige Knie und Schmetterlinge im Bauch hat, sobald wir uns begegnen. Und genauso auch anders herum.


"Mögen" als weiteres Anzeigeinstrument für Kompatibilität


Die Antwort auf die Frage: „Mag ich den anderen“ oder genauer gesagt: „Mag ich die Ziele und Träume des anderen“ ist also in meiner Welt ein schon bereits ziemlich gutes Anzeigeinstrument für die Kompatibilität. Fast noch wichtiger finde ich allerdings die Frage: „Mag ich eigentlich MICH in Gegenwart des anderen?“ Denn eine Beziehung wird dich verändern. Eine Beziehung beeinflusst nicht nur die Vorstellung deiner Zukunft, sie löst auch Gefühle in dir aus, sie wird dein Glaubenssystem infrage stellen und deine Vorstellung davon, wie die Welt funktioniert gehörig durchrütteln. Eine Beziehung wird Seiten an dir aktivieren, die du aus deinem Alltag ohne diese Beziehung entweder gar nicht oder zumindest nur selten kennst. Und das werden sicher nicht nur, aber auch Seiten sein, die dir an dir nicht unbedingt gefallen.


Vielleicht ruft die Beziehung aber auch ungeahnt positive Veränderungen in dir hervor. Vielleicht fällt es dir in Gegenwart der anderen Person ungewohnt leicht, dich zu öffnen und von dir zu erzählen. Vielleicht entdeckst du aber auch eine ganz neue positive Qualität in einer gemeinsamen Zeit des Schweigens oder des Zuhörens. Vielleicht vermittelt dir die andere Person ein Gefühl, gesehen und akzeptiert zu werden – ein erstaunliches Maß von einem Gefühl des „OK“ seins – oder aber sie zeigt dir auf eine sehr angenehme Weise die Grenzen deines Weltmodells auf.


Eine Beziehung wird dich verändern, und wichtigste Frage für Kompatibilität ist für mich: Gefällt dir diese Veränderung zumindest im Groben und Ganzen? Verändert diese Beziehung dich insgesamt eher zum Positiven oder zum Negativen?


Kompatibilität in 3 Punkten


Herauszufinden ob ein anderer Mensch kompatibel ist, ist in meiner Welt also ziemlich einfach, nämlich indem du einfach die 3-Punkte abcheckst: Magst du den anderen, und magst du dich in seiner Gegenwart? Und gelingt es euch, das Zukunfts-Spiel zu spielen? Falls alles 3 der Fall ist, habt ihr in meiner Welt schon ziemlich gute Chancen auf Kompatibilität.


Fehlt dagegen einer der 3 Punkte, steht die Beziehung meiner Erfahrung nach auf ziemlich dünnen Eis. Wenn du den anderen einfach nicht besonders magst, also beispielsweise weil die Beziehung auf reiner körperlicher Anziehung und Attraktivität beruht… Dann ist für mich schon denkbar, dass eine Beziehung entsteht, in der beide Partner sich auch durchaus wohl fühlen und vielleicht sogar Zukunftspläne miteinander machen. Eine gesunde Basis für eine Beziehung ist das aber nicht.


Manche Beziehungen entstehen auch, wenn man den anderen zwar mag und durchaus auch coole Aktionen miteinander vorhat, aber irgendwie führt die Gegenwart der anderen Person dazu, dass man ständig wütend ist, oder traurig, dass man ständig das Gefühl hat sich rechtfertigen zu müssen oder auf Eierschalen zu gehen. Wenn dir diese Veränderung an dir gefällt, alles gut. Aber falls nicht, solltest du eine Beziehungsentscheidung vielleicht noch einmal überdenken. Und eine Beziehung, die rein auf Sympathie und Wohlgefühl aufbaut, ohne dass es irgendwelche gemeinsamen Pläne gibt, halte ich für genauso wenig langzeitstabil.


Warum ich diese Herangehensweise empfehle

 

Ich mag diese Strategie aus mehreren Gründen. Super easy und kommt ohne komplizierte psychologische Diagnose aus. Sie ist gleichermaßen rational wie auch emotional, überwiegend Hin-Zu und weniger Weg-Von orientiert und super easy anzuwenden. Sie ist weder komplett beliebig noch ist sie unerfüllbar streng. Sie ist sehr kommunikativ und erlaubt im Grunde sowohl sich selbst, als auch den anderen auf dem Weg dahin besser kennenzulernen. Sie stellt Kompatibilität nicht als ein Schwarz-Weiß dar, sondern erlaubt viele Graustufen und Schattierungen. Und sie ist im Grunde nicht nur für romantische, sondern auch für freundschaftliche und berufliche Beziehungen geeignet.

 

Und sicher ist auch ziemlich klar, dass sich diese 3 Fragen wohl kaum durch einen 3 sekündigen Blick auf ein Tinder-Profil beantworten lässt. Sicher auch nicht nach dem ersten oder zweiten Date. Diese Frage mit einem gewissen Maß an Sicherheit zu beantworten braucht ein bisschen Zeit. Braucht gemeinsame Erfahrungen, Referenzerlebnisse mit der anderen Person. Und nachdem Menschen die blöde Angewohnheit haben, sich durchaus auch zu verändern, und Kompatibilität demnach auch nicht in Stein gemeißelt ist, empfiehlt es sich meiner Meinung nach im Verlauf der Beziehung, diese Fragen immer wieder mal zu stellen. Und je länger du die andere Person kennst, desto genauer kannst du eigentlich erst sagen, ob ihr kompatibel miteinander seid.


Und wer weiß… Ganz zum Schluss nochmal eine ganz provokative These: Vielleicht ist Kompatibilität oder Inkompatibilität am Ende auch nicht mehr als eine Geschichte, mit der wir uns zu erklären versuchen, ob eine Beziehung gelingt oder ob sie scheitert. Und klar. Sicher nicht die schlechteste. Gerade für das Ende von Beziehungen ist die Geschichte „wir haben nicht zusammengepasst“ sicher Frieden stiftender als die Geschichte „er war ein narzisstisches Arschloch“ oder „Ich hab seine Liebe einfach nicht verdient.“


Die wesentlich wichtigere Frage, ob diese Geschichte auch für den Beginn von Beziehungen wahr ist, ist für mich doch eher die: Erzählst du dir diese Geschichte so, dass deine Beziehungen davon profitieren, oder verhinderst du damit viel mehr großartige Gelegenheiten, phantastische Beziehungen zu führen?


Mit dieser Frage will ich dich für den Augenblick allein lassen, und wenn du der Meinung bist, dass du mich und diesen Podcast magst, und dass du vor allem auch dich magst, wenn du ihm zuhörst, dann hinterlass doch gern ein Like oder eine positive Bewertung des Podcasts. Und wenn du noch weitere Ideen und Anregungen hast, woran man Kompatibilität vielleicht sogar noch besser erkennt, oder wenn du für unsere gemeinsame Zukunft Wünsche für Themen hast, wozu du dir vielleicht mal eine Podcast-Folge wünschen würdest, dann lass es mich gern in den Kommentaren wissen.


Ansonsten freue ich mich schon sehr auf die nächste Podcast-Folge und sage bis dahin: Tschüss.

 
 
 

Comments


Termin vereinbaren
KONTAKT

Dr. Daniel Köpke

Scheiblerstraße 26

12437 Berlin

​​

Tel.: +49 (0) 1577 68 28 096

daniel.koepke@beziehungs-mindset.de

  • LinkedIn
  • Xing
  • Facebook
  • YouTube
  • Soundcloud
  • Telegramm

© 2025 Daniel Köpke

Danke für deine Nachricht!

bottom of page