Positive Absichten - eine Grundannahme im NLP
- Daniel Köpke
- 16. Feb.
- 14 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Aug.
Was ist NLP?
Hallo und herzlich willkommen zu Beziehungs-Mindset. Deiner Podcast-Inspiration für gute Beziehungen, Kommunikation und wie noch mehr Lebensglück aus deinen Beziehungen ziehst. Mein Name ist Dr. Daniel Köpke und in dieser Folge soll es um das NLP, das neurolinguistische Programmieren gehen. In der Folge 0 hatte ich ja darüber gesprochen, dass eine gute Beziehung aus meiner Sicht von 2 Faktoren bestimmt wird: Kompatibilität und Kommunikation. Ich habe mich in den letzten Jahren sehr intensiv mit verschiedenen Modellen und psychologischen Techniken beschäftigt, vor allem aber mit dem NLP. Und habe darin viele Tools uns Inspirationen gefunden, wie ich einerseits meine Kommunikation verbessern kann, andererseits aber auch wie ich erkennen kann, ob ich zu einem Menschen für eine Beziehung kompatibel bin. Beziehungsweise wie ich eine Beziehung für uns beide gut gestalten kann, obwohl ein Mensch das vielleicht nicht in allen Punkten ist. NLP ist für mich zu einer Art „Hausapotheke für den Geist“ geworden –Wenn ich mal ein ich nenne es Mal „psychisches Leiden“ habe –wenn ich mich mal z.B. frustriert oder unsicher bin oder abgelehnt fühle – und das passiert in Beziehungen ja durchaus immer mal…, finde ich im NLP im Grunde IMMER eine passende Lösung dafür.
Für viele Menschen, die sich bisher nur sehr oberflächlich mit NLP auseinandergesetzt haben, ist NLP eine Sammlung von Psychotherapeutischen oder Coaching-Methoden, die man für die für das Lösen von Problemen oder das Erreichen von Zielen einsetzen kann. Das hängt meiner Meinung nach vor allem mit der Entstehungsgeschichte zusammen: In den 1970er Jahren gab es einen ziemlichen Boom in der Psychotherapie-Szenze in den USA. Aus der Freud’schen Psychoanalyse, die so etwa um 1900 ins Leben gerufen wurde, waren innerhalb von wenigen Jahren Hunderte von Variationen und Abkömmlinge wie die Pilze aus dem Boden gesprossen. Hypnose, Familientherapie, Gestalttherapie, Verhaltenstherapie, Archetypen und und und. Vor allem merkwürdig war jedoch, dass der Therapieerfolg gar nicht mal so sehr an der verwendeten Therapiemethode zu hängen schien als viel mehr am Therapeuten. Der eine Therapeut erzielt mit seiner – z.B. Hypnose – bahnbrechende Erfolge mit fast jedem seiner Klienten, während es bei anderen fast gar nichts bringt.
Und mehr noch – in der Szene gab es regelrechte "Superstars", die für ihre Behandlungen quasi legendär waren. Die wahrscheinlich wichtigsten waren Fritz Pearls mit seiner Gestalttherapie, Virginia Satir mit ihrer Familentherapie, Milton H. Erickson mit Hypnose.
Der Geist des NLP - Modelling
Die Begründer des NLP, John Grinder und Richard Bandler haben sich diese Therapeuten genauer angesehen und mit dem NLP versucht, eine Art Meta-Therapiemethode zu entwickeln. Sie wollten die diese legendäre Art, Therapie zu machen, lehrbar und unabhängig vom Therapeuten abstrahieren. Was sie vorhatten, war für jede Art von psychischem Problem, auf der Basis dieser Vorbild-Therapeuten einen standardisierten Schritt-für-Schritt Prozess zu entwickeln, der IMMER funktioniert. Also wie eine Art Kochrezepte-Buch für psychische Erkrankungen und Symptome. Nach dem Motto: Ein Klient kommt zur Therapie und ins Coaching und hat eine Depression. Dann macht er Schritt 1, 2, 3, und so weiter und am Ende des Prozesses ist er dann geheilt.
Diese Standard-Prozesse im NLP heißen Formate, und wenn man auch keine Garantie dafür geben kann, dass man – wenn man denn ein Format durchläuft – dann tatsächlich sein Problem oder Symptom los ist… So geben sie trotzdem einen wahnsinnig guten Gesprächsleitfaden für Coaching und Selbstcoaching und vermitteln ein sehr gutes Verständnis dafür, warum bestimmte Veränderungen funktionieren und andere eben nicht.
NLP ist also so etwas wie "die Quellcode-Programmiersprache des Gehirns" oder vielleicht die "Sprache der Veränderung". Und es gibt vieles, das man über das NLP erzählen könnte, und das wichtig und hilfreich für Beziehungen und persönliche Veränderung ist. Beispielsweise die sehr sinnesspezifische Sprache, die all diese Therapeuten gemeinsam hatten – und die für das „Linguistic“ im NLP sicher namensgebend war.
Vielleicht liegt es daran, dass ich den größten Teil meiner Ausbildung bei Ralf Stumpf in Berlin gemacht habe – dem zumindest im deutschsprachigen Raum führenden Experten was NLP mit dem Schwerpunkt Modelling angeht. Aber dieser Modelling-Gedanke war eigentlich das, was mich von Anfang an am NLP eigentlich am Meisten fasziniert hat. Modelling basiert auf der Idee, dass exzellente Fähigkeiten – jemand der besonders gut verkaufen kann, der auf spannende Art und Weise Geschichten erzählen kann, das jemand unglaublich attraktiv flirtet, jemand der wahnsinnig gesund oder erfolgreich ist. Oder eben der wahnsinnig gute Beziehungen führt… Dass all diese Fähigkeiten eben nicht angeboren, sondern erlernbar sind. Modelling verkörpert die Idee von „jeder kann alles lernen“. Und statt sich mühsam durch Versuch und Irrtum selbst den Weg durch den Dschungel des Lebens zu kämpfen, kannst du dich auch einfach mit Menschen beschäftigen, die das was du willst bereits können und dir anschauen, welche Denkmuster, welche Sprache, welche Glaubenssätze und Verhaltensweisen bei diesen Menschen zu diesen Fähigkeiten führen.
Beispielgeschichte - Modelling
Ich hab da mal eine Frau auf einem Seminar kennengelernt, die ich ziemlich attraktiv fand. Ich hab also das Gespräch mit ihr gesucht und ein bisschen mit ihr geflirtet. Sie hat mir dann aber schnell klargemacht, dass sie verheiratet ist und im Grunde auch sehr glücklich in ihrer Beziehung ist. Irgendwie hatte sie aber eine spannende Ausstrahlung und statt mich abgelehnt zu führen, habe ich mich einfach weiter mit ihr über ihre Beziehung unterhalten. Und irgendwie ging es nach Kurzer Zeit in unserem Gespräch dann doch um Schlafzimmeraktivitäten. Und sie hat mir erzählt, dass sie, obwohl sie mit ihrem Mann seit fast 20 Jahren verheiratet ist, noch immer eine wahnsinnig gute Zeit mit ihm im Bett hat. Das fand ich sehr ungewöhnlich und hat mich neugierig gemacht und ich habe ein langes Gespräch mit ihr geführt über „wie macht ihr das eigentlich?“ Und der eine Satz, der mir bis heute noch in Erinnerung geblieben ist, war: „Naja, wenn wir beim Vorspiel sind, dann habe ich ganz oft den Eindruck, dass mein Mann jetzt gar nicht so genau weiß, ob heute meine linke oder meine rechte Brust empfindlicher ist“.
Ohne das Gespräch mit dieser Frau hätte ich wahrscheinlich Jahrzehnte meines Lebens gebraucht, herauszufinden, wie wichtig es ist, sich eine gewisse Neugier in Beziehungen zu konservieren, wenn die Beziehung auch langfristig gut bleiben soll. Wie man das konkret dann umsetzt steht auf einem anderen Blatt und sicher lernt man das nicht an einem Nachmittag. Aber schon allein zu wissen, WOHIN man sich entwickeln kann, finde ich schonmal wahnsinnig wichtig.
Worauf ich hinaus will ist: Im NLP geht es also für mich weniger darum, funktionierende Standard-Strategien und Coaching-Formate auswendig zu lernen, um damit anderen Menschen zu helfen sondern eher die Fähigkeit zu haben, Dinge, die Menschen besonders großartig können, zu modellieren. Das heißt, sie zu beschreiben und Wege und Muster zu finden, diese Dinge dann für mein eignes Leben auch übernehmen zu können. Nur einer von vielen Gründen, warum ich mich so wahnsinnig gern mit Menschen umgebe, die in meiner Welt ziemlich gute Beziehungen führen. Am besten sogar mit Menschen, die noch bessere Beziehungen führen als ich. Weil von denen kann ich ja noch was lernen. Weil Modelling heißt am Ende nichts anderes als Lernen.
Grundannahmen im NLP
Dieser Podcast heißt ja aber „Beziehungs-Mindset“. Und deswegen will ich dir gerade in den ersten Podcast-Folgen, mehr noch von dem Mindset erzählen, das das NLP ausmacht. Und was man davon so für Beziehungen mitnehmen kann. Und die meiner Meinung nach beste Herangehensweise, sich dieses Mindset anzuschauen, sind die sogenannten Grundannahmen im NLP. Die Grundannahmen sind gewissermaßen Glaubenssätze – Grundthesen, die das Welt- und Menschenbild beschreiben, das die Arbeit im NLP erheblich erleichtert und teilweise überhaupt erst möglich macht. Und diese Grundannahmen sind Haltungen, die meiner Einschätzung nach gleichzeitig wahnsinnig hilfreich in Beziehungen sind. Zu diesem Grundannahmen gehören Sätze wie
- Die Landkarte ist nicht das Gebiet.
- Es gibt keine Fehler, es gibt nur Feedback.
- Energie folgt der Aufmerksamkeit.
- Mehr Wahlmöglichkeiten sind besser als weniger Wahlmöglichkeiten.
- Menschen haben alle Ressourcen für eine gewünschte Veränderung bereits in sich
- Und so weiter und so fort.
Den heutigen Podcast würde ich gern der Grundannahme widmen: „Hinter jedem Verhalten steckt eine positive Absicht.“ Und vielleicht hörst du diesen Satz und denkst dir? Echt hinter jedem? Und was ist mit Mord und Vergewaltigung? Was ist mit Hitler? Und mit Greta Thunberg und Reality-TV-Shows?
Hinter jedem Verhalten steckt eine positive Absicht
Eine sehr berührende Geschichte zu dieser Vorannahme habe ich bei Steven Covey gelesen. Steven Covey saß in einer U-Bahn in New York. Die Menschen um ihn herum waren ruhig und entspannt. Manche lasen Zeitung, andere saßen mit geschlossenen Augen da. Es war eine friedliche, beinahe meditative Atmosphäre.
An einer Station stieg ein Mann mit seinen Kindern ein. Die Kinder waren laut, tobten herum, warfen Dinge durch die Gegend und störten die anderen Fahrgäste. Doch der Vater saß einfach nur da, mit leerem Blick, ohne die Kinder in irgendeiner Weise zu ermahnen oder zu stoppen.
Auch die Menschen um ihn herum wurden zunehmend unruhiger, und auch ihn störte das Verhalten der Kinder immer mehr. Als eines der Kinder einem Mann beinahe die Zeitung aus der Hand schlug, wandte er mich höflich, aber bestimmt an den Vater:
„Entschuldigen Sie, Sir, aber könnten Sie Ihre Kinder vielleicht etwas zur Ruhe bringen? Sie stören die anderen Passagiere.“
Der Mann blickte langsam auf, als wäre er gerade aus einer Trance erwacht. Dann sagte er mit einer leisen, gebrochenen Stimme:
„Oh … ja … Sie haben recht. Ich sollte wirklich etwas tun. Wissen Sie … wir kommen gerade aus dem Krankenhaus. Meine Frau ist heute Morgen gestorben. Ich weiß nicht, was ich tun soll, und die Kinder… sie wissen es auch nicht.“
Was ich aus dieser Geschichte gelernt habe, ist dass die negativen Gefühle – die Wut und den Groll auf die lauten Kinder und den untätigen Vater… Sie entstehen eigentlich gar nicht durch das Verhalten der Kinder oder des Vaters an sich. Sie entstehen aus der Bewertung der Szenerie. Auf den ersten Blick sieht die Situation so aus als wäre der Vater ein unfähiger Loser, der nicht in der Lage ist, seinen Kindern ein anständiges Benehmen beizubringen. Doch als die Hintergründe der Geschichte klar werden entsteht zumindest bei mir plötzlich ein ganz anderes Mitgefühl.
Und die Wahrheit ist: Häufig können wir aus der reinen Beobachtung eines Verhaltens eben nicht daraus schließen, welche Motive, welche Werte und Ziele, welche Erfahrungen und Prägungen zu diesem Verhalten geführt haben. Und da sind wir wieder beim Thema Meta-Kommunikation. Es ist sooo wichtig, in Beziehungen im ständigen Austausch darüber zu sein, was ich will, warum ich etwas tue und welche Erfahrungen und Gefühle mich zu meinem Handeln bewegt haben. Insbesondere wenn die Stimmung ein bisschen gespannter wird.
Doch in der Praxis fehlt in vielen Einzelfällen die Zeit, das Bewusstsein, das Vertrauen oder Scham-, Schuld- und Angstgefühle verhindern diese Metakommunikation. Da bleibt oft nur zu vermuten, welche Beweggründe sich hinter einem Verhalten verbergen. Und mein tiefster herzlichster Ratschlag an dieser Stelle ist: Wenn du nicht mit Sicherheit WEIßT, warum der andere etwas getan hat. Dann unterstelle ihm etwas Positives. Für deinen und seinen Seelenfrieden. Und für die Beziehung. Lass uns das mal an einem Beispiel durchgehen.
Praxisbeispiel aus dem Alltag
Nehmen wir an, du kommst nach Hause und du siehst, dass der Müll überquillt und stinkt. Und am Vormittag hattest du deinen Partner/deine Partnerin darum gebeten, den Müll herauszutragen. Was ist deine erste Vermutung, WARUM er oder sie es trotzdem nicht getan hat?
Eine Möglichkeit wäre zu denken: mit Absicht. Um dich zu provozieren. Um sich für etwas zu rächen. Um ein Machtspielchen mit dir zu spielen. Oder einfach weil er faul ist. Oder noch besser: Weil du ihm eigentlich gar nicht mehr wichtig bist. Oder ihm noch nie wichtig warst. Und weil er dich, insgeheim eigentlich gar nicht mehr liebt. Oder nie geliebt hat. Was macht diese Vermutung mit deiner Stimmung? Was vermutest du, wie dein Partner/deine Partnerin reagieren wird, wenn du ihn konfrontierst mit „Du faules Stück willst mich wohl provozieren oder was?“. Und selbst wenn du es versuchst, freundlich zu formulieren – deine Stimmung wird sich mindestens in deinem Tonfall äußern. Dann kommt vielleicht sowas raus wie: „Der Müll ist übrigens immer noch oben.“ Was meinst du macht das mit der Stimmung zwischen euch. Und noch wichtiger: Was meinst du, macht das langfristig mit der Beziehung, wenn so etwas regelmäßig passiert?
Im Gegenzug dazu könntest du auch vermuten, dass dein Partner/deine Partnerin deine Bitte einfach nicht gehört hat. Dass er oder sie vielleicht einen furchtbar stressigen Tag hatte. Vielleicht gab es etwas wesentlich Wichtiges, das seine/ihre Aufmerksamkeit viel dringender gefordert hat. Oder er hat entschieden, eine Langzeitstudie durchzuführen, wann der Müll von alleine verschwindet.
Nein mal im Ernst. Wenn du deinem Partner/deiner Partnerin positive Absichten unterstellst. Dann führt das zu sehr viel besseren Gefühlen auf deiner UND der anderen Seite. Und es führt zu sehr viel mehr Frieden und Harmonie zwischen euch. Und selbst angenommen, er oder sie hätte tatsächlich absichtlich den Müll nicht heruntergetragen. Dann wird er dir mit sehr viel größerer Wahrscheinlichkeit verraten, was ihn geärgert hat und warum er deiner Bitte nicht gefolgt ist, wenn du ihn Begrüßt mit „Oh man, hattest du einen stressigen Tag?“ als mit „Ich wusste es – du liebst mich nicht mehr!“.
Die unterstellte Absicht bestimmt deine Emotionen
Und das Müll-Beispiel ist nur ein harmloses Beispiel, bei dem du vielleicht sagst „das ist doch selbst verständlich“… Aber wenn es an unsere eigenen Grenzen geht, wenn wir selbst einmal verletzt oder gekränkt. Dann unterstellen die meisten von uns sehr schnell ziemlich böse Absichten. Ich meine, denk mal an eine beliebige Situation aus deinem Leben, in der dich jemand wütend gemacht hat. In der sich jemand respektlos verhalten hat. In der du enttäuscht von jemandem gewesen bist. Mal Hand aufs Herz – was hast du diesem Menschen in diesem Moment für eine Absicht unterstellt? Dass er es aus Liebe und Wertschätzung, und als Dienst an der Menschheit getan hat? Wahrscheinlich nicht.
Und was auch immer du ihm oder ihr unterstellst - ein ganz dringlicher Appell an dein Gewissen: Bist du dir wirklich 100%, absolut, ohne jeden Zweifel, vollkommen sicher, dass du WEIßT warum, er das getan hat? Das würde mich wundern. Denn wenn man mal ganz ehrlich ist, kann man über die Absichten von Menschen vielfach eigentlich nur spekulieren.
Ich glaube, es ist richtige Mammutaufgabe zu integrieren und diesen Glaubenssatz wirklich zu leben, dass jeder Mensch IMMER aus einer positiven Absicht heraus handelt. Aber meine persönliche Erfahrung zeigt mir: Das kann man wirklich üben.
Wichtige Denkgewohnheiten - positive Absichten
So wie du dir Verhaltensweisen wie gesundes Essen oder Sport angewöhnen kannst, kannst du dir auch gewisse Denkgewohnheiten angewöhnen. Und genau wie beim Sport und bei der Ernährung ist auch bei Denkgewohnheiten aller Anfang müßig. Und die Wahrscheinlichkeit, in doch wieder in das alte Muster zu fallen und dem anderen Böses zu unterstellen, ist groß. Deswegen fände ich es für die Anfangszeit völlig ausreichend, wenn du bemerkt… Oh ups, da hab ich meinem Chef wieder unterstellt, dass er seinen feigen Arsch an die Wand bekommen will. Oh da hab ich wieder gedacht, dass meine Mutter sich wieder nur in den Vordergrund spielen will. Oh da hab ich wieder vermutet, dass dieser Typ im Fernsehen nur sein Ego polieren will.
Und wenn du das regelmäßig bemerkt, dass du diese Gedanken hast, geht es im nächsten Schritt darum, im Nachhinein – wenn die Situation lange schon vorbei ist – zu reflektieren, welche andere, positive Absicht jemand gehabt haben könnte, in einer Situation, die doof gelaufen ist. Und je öfter du das übst, desto schneller und leichter wird es dir gelingen, eine positive Absicht zu finden. Für mich ist das inzwischen so eng miteinander verknüpft, dass es zu einem regelrechten Automatismus geworden ist. Sobald ich irgendeine Art von negativen Gefühle wie Wut, Frust, Hass, Ärger oder dergleichen in einer Beziehung verspüre, frage ich mich im Grunde sofort: „Welche Motivation unterstelle ich dem anderen eigentlich gerade für sein Verhalten?“ und „Bin ich mir da wirklich sicher?“
Zu Risiken und Nebenwirkungen
Ein kleines „zu Risiken und Nebenwirkungen“ muss ich an dieser Stelle noch loswerden. Denn eine der wahrscheinlich fundiertesten Kritiken am NLP ist, dass NLP die Existenz des „Böses“ negiert. Diese Grundannahme, dass jedem Verhalten eine positive Absicht zugrunde liegt, kann leicht zu der Schlussfolgerung führen, dass es „das Böse“ eigentlich überhaupt nicht gibt. Wenn alle in Wahrheit immer nur aus guten Absichten handeln, ist das Böse dann nicht mehr als unsere eigene Projektion?
Ich glaube, diese Haltung birgt ein gewisses Risiko. Aus der Forschung zu posttraumatischen Belastungsstörungen weiß man zum Beispiel, dass Menschen, die an dieser Störung leiden, meist nicht deswegen leiden, weil ihnen schlimme Dinge passiert sind. Sondern weil sie Leid erlebt haben, das sie nicht für möglich gehalten haben. Soldaten, schwer traumatisiert aus dem Krieg kommen, sind nicht traumatisiert, weil sie maßlose Gewalt erlebt haben. Sondern weil sie nicht ein Maß an Gewalt erlebt haben, das ihre schlimmsten Vorstellungen, wozu Menschen fähig sind übersteigt. Und am schlimmsten sind die Soldaten dran, die selbst Dinge getan haben, von denen sie dachten, Menschen wären dazu nicht fähig.
Ob es wirklich „böse Menschen“ gibt, kann ich nicht sagen. Aber Menschen tun manchmal schlimme, manchmal furchtbare Dinge. Und du hast jedes Recht, dich vor furchtbaren Dingen zu schützen, deine Grenzen zu setzen und im Zweifelsfall Beziehungen zu beenden, die dir nicht guttun. Und halte dir auch bitte vor Augen: Auch du hast sicher schon schlimme, furchtbare und verletzende Dinge, auch wenn du dabei vielleicht die besten Absichten hattest. Viel Leid und vor allem Kränkung auf dieser Welt entsteht, weil Menschen nicht anerkennen, dass auch sie selbst zu Bösem fähig sind.
Es gibt Dinge, die selbst bei den besten Absichten nicht tolerierbar sind. Der Zweck heiligt eben nicht immer die Mittel. Und wenn dir schlimme Dinge passiert sind, hast du jedes Recht, dir emotionale, therapeutische oder im Zweifelsfall auch rechtliche Hilfe zu holen. Aber eine grundsätzlich wohlwollende Einstellung im Bezug auf die Absichten deines Gegenübers wird viel Frieden und viel Segen in deine Beziehungen bringen. Und so ist es ja auch in unserer Rechtssprechung: Im Zweifel FÜR den Angeklagten… Zumindest so lange, bis seine Schuld BEWIESEN ist. Und viel Spaß beim Beweisen einer Absicht. Denn bis unsere Technologie so weit ist, dass wir wirklich Gedanken lesen können, wird die Absicht von anderen Menschen immer ein bisschen Spekulation bleiben.
Auch Dein Verhalten hat eine positive Absicht
Und für die Profis unter euch: Der Satz „Hinter jedem Verhalten steckt eine positive Absicht“ ist auch auf eine andere Art und Weise noch ein bisschen gefährlich. Denn wenn man es mal ganz wörtlich betrachtet, schließt „jedes Verhalten“ auch DEIN Verhalten mit ein. Wenn also auch du vielleicht mal aggressiver in einem Streit reagiert hast als du eigentlich wolltest. Wenn du vielleicht mal länger am Handy gehangen hast als du dir eigentlich vorgenommen hast. Wenn du vielleicht mal ein größeres Stück Torte gegessen hast als deiner Figur eigentlich guttut… Wenn du mal ein – unbewusstes -Verhalten gezeigt hast, das du eigentlich gar nicht wolltest… Und du dir da selber sauer deswegen bist… Bist du dir da wirklich 100%, absolut, ohne jeden Zweifel, vollkommen sicher, dass du WEIßT warum, du das getan hast? Und wenn du dir selbst da irgendwie ein bisschen sauer bist. Unterstell auch dir selbst eine positive Absicht. Denn das… Ist Selbstliebe. Und wenn ich mir bei einem wirklich ganz sicher bin. Dann dass die deinen Beziehungen ganz bestimmt nicht schaden wird.
Das ist die positive Absicht, eine Grundannahme aus dem NLP, und nur eine von vielen hilfreichen Strategien in Beziehungen, die sich aus dem NLP ableiten. Und die Liste ist lang und sie wächst immer weiter. Denn wie ich am Anfang dieser Folge ja schon gesagt habe - das absolut großartigste am NLP ist eigentlich, gar nicht mal diese Sammlung von Methoden, Strategien und Lösungen ist. Sondern das Bandler und Grinder mit dem Modelling und dem NLP eine Art Meta-Methode entwickelt haben, solche Strategien und Lösungen selbst zu entwickeln und wirklich in das eigene Leben zu integrieren.
Und genau wie Bandler und Grinder damals diese berühmten Therapeuten modelliert haben, wie sie auf so brillante Art und Weise Therapie gemacht haben, so will ich im letzten Aprilwochenende glückliche Paare modellieren. In einem Seminar will ich herausfinden, auf welch brillante Art sie miteinander in ihrer Beziehung umgehen. Ich glaube, dass glückliche Paare zumindest unbewusst schon ganz viel richtig machen und dass es eben nicht nur eine glückliche Fügung war, dass sie „den Richtigen“ oder „die Richtige“ gefunden haben.
Ich gebe dieses Seminar nicht, weil ich die allerbesten Beziehungen überhaupt führe und erzählen will, wie es „richtig“ geht. Viel mehr bekomme ich immer wieder gespiegelt, dass ich ein Talent dafür habe, Dinge auf den zu Punkt zu bringen. Die richtigen Worte zu finden wo andere nur so ein subtiles Gefühl haben von: „Irgendwie haben die eine spannende Energie zusammen. Aber keine Ahnung woran das liegt.“. Und ich habe es so oft erlebt, dass ich mit meiner Beschreibung dann einen Effekt auszulöse von „Ach, jetzt wo du es sagst Daniel, da sehe ich es auch. Cool, das probiere ich in meiner Beziehung mal aus.“
Sicher ist keine Beziehung perfekt. Und das muss sie auch gar nicht sein. Aber wenn du schon eine Weile mit deinem Partner / deiner Partnerin zusammen bist – und Lust hast, mehr darüber zu erfahren, warum eure Beziehung eigentlich so gut läuft, und wie sie zukünftig vielleicht sogar noch besser laufen kann… Dann schau dir mal den Link zu dem Seminar im April in den Shownotes an. Vielleicht sehen wir uns dann ja dann dort.
Ansonsten freue ich mich über wertschätzendes Feedback in den Kommentaren, und wenn du mir etwas ausfühlicher schreiben willst, findest auf meiner Website Beziehungs-Mindset.de meine Kontaktdaten. Oder aber wir hören uns in der nächsten Podcast-Folge, in der ich dir die nächste Grundannahme des NLP „Es gibt keine Fehler, sondern nur Feedback“ näherbringen will.



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